Kommentar zu „Die Zukunft der Erde – was tun bis 2035?“, ein Vortrag von Prof. Dr. Manfred Miosga (Pfarrsaal St. Hedwig, Kulmbach, 03.05.2022)

Getragen wurde der Vortrag von Prof. Miosga von der festen Überzeugung, zusammen mit Städten und Kommunen vieles erreichen zu können und von der Idee, kommunale Plattformen (forum 1.5) zu initiieren, die sich vernetzen, öffentlich präsent sind und Veränderungen – zunächst im Kleinen – anstoßen. Was wir jetzt brauchen, sind Quartierslösungen. Jeder muss innerhalb seines Quartiers zu einem „Pionier des Wandels“ werden! Auf die Politik braucht man nicht zu warten – glaubt Miosga. Auch gebe es derzeit keine Angebote auf dem politischen Markt, mit denen sich das 1,5 Grad Ziel realisieren ließe. Die Erde hat eine Zukunft, wenngleich diese ohne den Menschen stattfinden wird, sofern es ihm nicht gelingt, die anstehenden und tiefgreifenden Veränderungsprozesse aktiv zu gestalten. „Die Nachrichten der Wissenschaft sind eindeutig“, lautet Miosgas Botschaft – und die überzeugt mich.

Kurzum, die „Reproduktionskapazitäten der Ökosysteme“ gehen zurück, die Geschwindigkeit, mit der sie zerstört werden, überschreitet deren Fähigkeiten zur Regeneration. Es ist klar, unser Lebensstil hat dieses Problem verursacht, da wir mehr verbrauchen, als uns die Erde an Ressourcen zur Verfügung stellt. Aus diesem Grund müssen wir unsere Lebensweise, unsere Geschäftsmodelle ändern. Inzwischen hat auch der globale Norden die rote Linie überschritten, die stabile, sichere Zone verlassen – bis zum Ende des Jahrhunderts wird der Meeresspiegel um 1 bis 2 Meter angestiegen sein, Waldbrände werden Landschaften zerstören, die „Aussterberaten“ vertausendfachen sich, die Vielfalt schwindet und unsere Anpassungsfähigkeit an die über uns hereinbrechenden Veränderungen nimmt weiter ab.

„Komisch“, meint Miosga, „was das Klima und die Erderwärmung betrifft, sichern wir uns nicht ab, gehen volles Risiko, lassen es darauf ankommen, während man in Personenaufzügen drei- bis fünffache Sicherungen einbaut, aus Angst die Fahrgäste könnten abzustürzen.“ Im Vergleich dazu ist unser laxer Umgang mit dem hohen Risiko des Klimawandels – verharmlosend gesprochen – nicht angemessen.

Die Politik, die Zusagen nicht einhält, ruft den Klimanotstand nicht aus, obschon Teile von Ökosystemen bereits vernichtet sind. Miosga schlussfolgert: „Also müssen wir selbst aktiv werden, die Ambitionslücke schließen und zwar spätestens bis 2035. Dann muss die Dekarbonisierung abgeschlossen und die Netto-Null-Emission erreicht sein.“

Was tun? Ein Tempolimit (100km/h) auf Autobahnen einführen, Verbrenner-Motoren ab 2030 nicht mehr zulassen und fossile Heizungssysteme auslaufen lassen, den Fleischkonsum einschränken, die Zahl der Freiflächen für Photovoltaik vervielfachen, neue Formen nachhaltiger Lebensweisen entwickeln, die „Ausräumung“ der Landschaft beenden und Schluss machen mit der konventionellen Landwirtschaft, stattdessen Humus aufbauen und Moorlandschaften wieder bewässern. Und vor allem „Druck von unten“ erzeugen, sonst wird die Politik die „Macht“ der Industrie nicht brechen können.

Kommentar von Eugenia Thummert

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