extra3 (15.12.2022): Klimaaktivismus: Die Klimakleber der „Letzten Generation“

„Seit diesem Jahr hat Deutschland ein Aufreger-Thema mehr. Die Kritik an den Klimaklebern der „Letzten Generation“ ist groß. Wenn die Aktivist*innen sich neben Gemälden festkleben, heißt es: Das geht nicht, das trifft Kunst, die unschuldig ist! Wenn die sich auf der Straße festkleben, heißt es: Das geht nicht, das trifft den normalen Mann, der mit dem Auto seine kranke Oma besuchen will. Wenn die sich an Flughäfen festkleben, heißt es: Das geht nicht. Das trifft die normale Frau, die in New York ihr Kind aus der Kita holen will. Doch sogar Juristen sehen die Dringlichkeit der Situation, die unter Umständen bestimmte Formen des Protests legitimiert.“

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/Klimaaktivismus-Die-Klimakleber-der-Letzten-Generation-mit-Maxi-Schafroth,extra21208.html

Christian Ehring:
Das war früher teilweise viel heftiger als das, was wir heute sehen. Denken wir mal an die großen Jugendproteste:

  • 1817 zogen 500 Studenten auf die Wartburg, um da für ein einiges Deutschland zu kämpfen, es ging um Freiheitsrechte und um Mitbestimmung. Es wurden Bücher verbrannt, es wurden Zöpfe verbrannt. Es war der Anfang vom Ende des Feudalsystems. Da war die Straße auch blockiert für Touristen, die nur auf die Wartburg wollten. Aber es hat was verändert.
  • Oder die 68er. Da gab es Straßenschlachten. Das war die Abrechnung der Jugend mit der Kriegs- und der Nazigeneration. Da saßen die Revoluzzer nicht wie Luisa Neubauer brav und höflich argumentierend bei Markus Lanz. […]
  • Oder die Anti-AKW-Bewegung. Die hatten einen Protest, der wesentlich von einer jungen Generation getragen wurde. Diese Bewegung hat sich regelmäßig Schlachten geliefert mit der Polizei.
  • Oder der G20-Gipfel. 2017, noch nicht so lange her. Vor allem junge Leute haben Hamburg dermaßen auseinandergenommen, so dass viele gedacht haben, die Alliierten sind zurück. Mit dem Ziel, den Kapitalismus zu bekämpfen.
  • Und was ist heute? Junge Leute kleben sich auf der Straße fest und halten eine Zeitlang den Verkehr auf. Und was sind ihre Forderungen? Kapitalismus abschaffen? Das System ändern? Die Elterngeneration zur Rechenschaft ziehen? Das Kalifat einführen? Nenenenene.

[Ausschnitt Sendung Lanz:
Markus Lanz: Was fordern Sie? Was ist das, was Sie wollen?
Klimaaktivistin Carla Rochel: Wir wollen von der Bundesregierung ein Zeichen, dass sie verstanden hat, was diese Klimakatastrophe bedeutet. Das sind konkret erste Schritte. Sicherheitsmaßnahmen.

  • ein 9-Euro-Ticket
  • ein Tempolimit auf den deutschen Autobahnen

Lanz: Was noch?
Rochel: Diese zwei Dinge.]

Ehring:
Das wars dann erstmal. Die wollen keinen Umsturz, die wollen keine Revolution, die wollen ein Tempolimit und ein 9-Euro-Ticket. Das ist eine revolutionäre Bewegung mit kleinsten denkbaren Träumen. Das ist, als würde man bewaffnet in die Bank gehen und fordern, dass der Filialleiter die Farbe seiner Krawatte ändert. Und da frage ich Sie: Sollten gerade nicht wir Boomer auch mal ein bisschen dankbar sein, dass die Jugend nicht noch viel härter mit uns abrechnet als so. Die meisten sagen nein, nein auf keinen Fall, die sagen, dann protestiert ruhig, protestiert gerne, ihr könnt ja protestieren, aber machts doch bitte netter, machts ein bisschen leiser. So dass es keinen stört.“

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